PB 118 - Nach Gefühl Brot backen?

Shownotes

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Kommentare (1)

Barbara

Ich kann all dem Gesagten voll zustimmen, denn ich habe beiderlei Erfahrungen gemacht, und, als "erst" 6-jährige Hobby-Brotbäckerin bin ich schliesslich auf die Schiene des Genau-Abmessens gekommen. Die Misserfolge beim Handgelenk-Mal-Pi-Backen waren zu viele und einfach zu schmerzlich. Meine (italienische) Mutter hatte einst eine Pizzeria und war dort alleine in der Küche - sie machte bestimmt tausende (fantastische) Pizzas; sie brauchte keine Waage mehr, sondern schüttete in die Teigschüssel, wie's halt (Zitat) "richtig" war. Eines Tages wollte ich ihr Rezept für den Teig, also stand ich neben ihr und schaute ihr genau zu: Da ging mal 1 kg Mehl in die Schüssel, die Salzmenge schüttete sie auf ihre linke Handfläche (dafür brauchte sie keinen Teelöffel), vom Hefewürfel zupfte sie auch so etwa ~einen Teil~ ab, und das Wasser gab sie schluckweise aus einem 1 Liter-Wasserkübel dazu, bis gut war. Ich fragte sie, wieviel Wasser denn das sei und sie sagte nur "schau, bis der Teig halt so aussieht ... nein moment, es braucht noch bisschen ... jetzt ist gut, siehst du ... ". Ich stand nur verblüfft da, sah überhaupt keinen Unterschied zu vorher, dachte mir aber, nun ja, hab's ja gesehen, ich mach's einfach nach! Meine zahlreichen Versuche scheiterten ganz kläglich einer nach dem andern, dieses "gewisse Etwas" kriegte ich beim besten Willen einfach nicht hin, obwohl ich dieselben Zutaten benutzte. Da meine Mutter bald darauf verstarb, hatte ich keine Gelegenheit mehr, mit einer Waage nochmal neben sie hinzustehen beim Teigmachen. Diese Erfahrung liegt nun fast 20 Jahre zurück - und ich experimentiere noch immer, obwohl dieser Teig aus nicht mehr als 4 Zutaten besteht! Von da an habe ich einen grossen Respekt für Teigzubereitungen bekommen, da, wie Lutz das so schön formuliert, es unzählige Faktoren gibt, die in das Ergebnis hineinspielen. Es ist sicherlich auch so, dass ausführliche Erklärungen zu Details im Rezept abschreckend (v.a. auf Neulinge) wirken können - wie bei meiner Freundin, die eines meiner Brote ganz ganz unbedingt nachbacken wollte und mich um's Rezept bat, und als sie dieses aber sah, sie ganz spontan meinte "ach du liebe Güte, nein ... da kauf ich's mir doch lieber!" (Es war übrigens ein einfaches No-Knead-Bread ;)) Um sich in die Materie des Brotbackens einzuleben, erfordert es wohl schon eine gewisse Motivation und Leidenschaft, eine gute Portion Liebe zum Detail (und natürlich zum Brot), - und nicht zuletzt der feste Wille, dranzubleiben und nicht aufzugeben. Ich backe nun seit über 6 Jahren nach den Rezepten von Lutz Brote. Eben anfangs mehr nach Gefühl, wo ich munter auf- und abrundete, nach Lust und Laune hinzufügte oder wegliess, bis ich schliesslich total ins Wanken kam, als ich die guten Ergebnisse nicht mehr duplizieren konnte. In meinem Fall ist es so, dass, je länger ich Brot backe, desto "wissenschaftlicher" und neugieriger ich werde. Heute messe ich die kleinen Zugaben mit der Feinwaage; Raumtemperatur, Teigtemperatur, Knetzeit, alles wird genau notiert, sogar ein Brot-Tagebuch wird geführt etc. etc. ... Nicht weil ich pedantisch geworden bin, sondern weil ich v.a. die guten Brote möglichst wieder so gut replizieren will und nicht zuletzt, weil mich diese Neugier zum "Wie und Warum" einfach nicht ruhig sitzen lassen will. Dadurch haben sich auch diese Achterbahnfahrten massiv reduziert. Aber wer weiss, vielleicht kommt ja in meinem Leben noch der Tag, wo ich - wie meine Mutter - mit einem sanften Lächeln gelassen vor der Teigschüssel stehe und einfach so ... ~halt schütte~ ... so ganz & mit viiel Gefühl ... und hoffentlich nicht erst nach tausenden von Broten :)! (Danke, Lutz)

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